Die Kinderbank Hamburg

Herbst 2011: Die Nachrichten waren voll mit der Eurokrise und in der Wandsbeker Chaussee machte wöchentlich wieder einer von den kleinen Läden zu. Vor diesem Hintergrund und mit dem Wissen um die erhebliche Kinderarmut auch in Hamburg entstand im Forschungstheater des FUNDUS THEATER das Projekt „Kinderbank Hamburg – Let’s make money“.

Autor: Hanno Krieg

Kleine Bänker setzen sich ein: Demo für die Kinderbank, Foto: Margaux Weiß
Kleine Bänker setzen sich ein: Demo für die Kinderbank, Foto: Margaux Weiß

Ziel des Forschungsvorhabens war, eigenes Geld herzustellen, dessen Funktionen zu überprüfen und zu steuern. Schülerinnen und Schüler der Grundschule Richardstraße entwickelten individuelle Geldentwürfe und den Namen der neuen Währung: Abenteuergeld. Studierende der HCU recherchierten in einem Projektseminar zu alternativen Währungskonzepten. Sie adaptierten das Modell einer Geschenkökonomie für ein Netzwerk von Gewerbetreibenden im Umfeld der Wandsbeker Chaussee in der Nachbarschaft der beteiligten Grundschule und des FUNDUS THEATERs. Auf Anhieb erklärten sich zehn Einzelhändler bereit, die neue Gemeinschaftswährung für Teile ihres Sortiments oder für ungewöhnliche Dienstleistungen in Zahlung zu nehmen – wie z.B. ein Tischtennistraining im Sportgeschäft.

Im Forschungstheater entstand ein szenisches Setup, das den beteiligten Kindern das Reflektieren und Präsentieren ihrer Erfahrungen ermöglichte. Über den Projektzeitraum fanden mehrere szenische Versammlungen statt, bei denen die betei­ligten Kinder, verschiedene Experten und die Netzwerkpartner ihre Erfahrungen szenisch präsentierten und teilten. Annette Koldewey-Andresen, Lehrerin an der Schule Richardstraße, schrieb dazu: „Assia und zwei Freunde interviewen im Theater eine Armutsforscherin. Im Scheinwerferlicht. Alles ist still. Sie bekommen kindgerechte Antworten und fragen sogar nach. Das ist Wachstum, Spracherweiterung in menschlicher, politischer und intellektueller Hinsicht.“

Das Forschungstheater hat nach Abschluss der Entwicklungsphase die Betreuung der Kinderbank an die Jugendfreizeitlobby Eilbek übergeben und die Erfahrungen der Projektentwicklung in einer interaktiven Inszenierung zusammengefasst, die weitere Kindergruppen dazu anleitet, auch in anderen Stadtteilen Kinderbank-Filialen zu eröffnen.

Die nächste Aufführung dieses außergewöhnlichen ­kulturellen Bildungsprojektes findet Ende Juni beim Festival „Spurensuche“ im FUNDUS THEATER statt.

KONTAKT:
FUNDUS THEATER, Hasselbrookstraße 25, 22089 Hamburg, 040/250 72 70, , www.kinderbank-hamburg.de