Die Marginalisierung von Frauen macht auch vor der Stadtteilgeschichte nicht halt. Ein Paradebeispiel hierfür sind die Straßennamen. In Hamm gibt es rund 100 Straßen, von denen nur zwei ursprünglich nach Frauen benannt wurden. Erstaunlich, denn: Frauen gäbe es genug, an die es sich zu erinnern lohnt. Auch in Hamm.
Autorin: Stephanie Kanne

Über ein Jahr lang recherchierte Stephanie Kanne, Leiterin des Stadtteilarchivs Hamm, gemeinsam mit der Medienkünstlerin und Fotografin Vera Drebusch zu Frauen aus Hamms Vergangenheit und Gegenwart. Bereits wenige Tage nach der Förderzusage durch die Behörde für Kultur und Medien fand im Oktober 2023 das erste Interview mit der 103-jährigen Paula Krupp statt. Sie berichtete von den alliierten Bombenangriffen auf Hamburg im Juli 1943, bei denen die elterliche Wohnung in Borgfelde zerstört wurde.
Das Fotoprojekt präsentiert Frauen, die die Stadtteilgeschichte und gegenwärtige Stadtteilkultur auf vielfältige Weise prägten und prägen. Sie dienen als Identifikationsflächen für eine heterogene Stadtteilgesellschaft Hamms und sollen das Bewusstsein für das unermüdliche Engagement von Frauen stärken.
Entstanden sind sieben Frauen-Porträts, die über zwei Monate auf Plakat- und Hauswänden lokaler Kultureinrichtungen in Hamm zu sehen waren – rund um die Uhr und kostenlos. Einige Porträts kann man immer noch besichtigen. Durch die Verwendung großformatiger Fotocollagen sollen die Frauen, ihr Leben und ihr Wirken wortwörtlich an Sichtbarkeit gewinnen. So wurde das Porträt der aus Afghanistan geflüchteten Nadia Pardis gegenüber dem Kulturladen und Stadtteilarchiv Hamm am Sievekingdamm aufgehängt. Hier arbeitet sie seit einigen Jahren als ehrenamtliche Projektleiterin und schafft Angebote für geflüchtete Frauen und Familien.
Über QR-Codes erfahren die Besucher*innen der Ausstellung Hintergründe zum Leben und Wirken der Frauen. Interviews mit den Akteurinnen können auf der Projektwebseite nachgehört werden. Die Protagonistinnen wurden über acht Wochen in der Kolumne der Stadtteilinitiative im Hamburger Wochenblatt vorgestellt sowie auf Social Media verbreitet.
Als Rahmenprogramm wurden Fahrradtouren angeboten, an denen auch die Akteurinnen teilnahmen. Das Projekt wird 2025 mit einer Indoor-Ausstellung sowie einer Broschüre fortgesetzt.
KONTAKT
Stadtteilinitiative, Kulturladen und Stadtteilarchiv Hamm
Sievekingdamm 3 · 20535 Hamburg
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